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                                    Welches Fischlein soll es denn sein? Wenn man ChatGPT befragt, wird deutlich, dass die Schleie die letzte heimische Fischart ist, die auch heute noch in dem mit 241 Kilometern zweitlängsten Fluss Italiens anzutreffen ist. Alle andere Fischarten basieren auf Zuwanderung. Und … hat es Florenz oder dem Fluss geschadet? Ein weiteres Beispiel für Vielfalt statt Einfalt – zumindest für mich. Die künstliche Intelligenz berichtet von Aalen, Barben, Karpfen und Forellen, die heute dort anzutreffen sind. Von Kabeljau ist nicht die Rede, aber den hatten wir ja auch schon in einem Gericht verarbeitet. Forelle finde ich spannend – noch spannender fände ich Saibling, weil er sich leichter filetieren lässt und weichere Gräten hat als die Forelle. Es gibt den Seesaibling und den Bachsaibling. Ich halte es aber nicht für ausgeschlossen, dass es auch den Flusssaibling geben könnte, zumal sich die intelligente Kollegin (KI) schon mal verhaut ;-) Ich entscheide mich für zwei Forellen und zwei Lachsforellen, die ich beim Fischdealer unseres Vertrauens, Jan de Graaf, ordere. korb. Die Hälfte der Filets habe ich, wie beim Kabeljau auch, im Bambuskorb gedünstet. Das Ergebnis war zweifellos brauchbar, aber alles andere als perfekt. In dem Zusammenhang kam mir der gute Jamie Oliver in Erinnerung. Von dem habe ich mich im letzten Jahr inspirieren lassen, als er das Gericht „Fische im verrückten Wasser“ kreiert und geteilt hat. Damals waren es Doraden, die er im Ganzen, mit seinem Kumpel und Mentor Gennaro Contaldo, in einem Sud in der Pfanne zubereitete. Ich fühlte mich inspiriert, diese Idee für uns zu interpretieren – mit tollem Ergebnis … seht hier: FacebookGetreu dem Motto „Nie die Wurzeln vergessen“ teile ich gerne den OriginalImpuls mit euch: Video „verrücktes Wasser“Bei dem Rest der zarten Schellfisch-Filets wollte ich eine ähnliche, noch schonendere Zubereitung wählen. Ich entschied mich für ein „verrücktes Wasser“, welches ich aus Gemüsebrühe und etwas Safran herstellte und simmernd als Bad für die restlichen Filets nutzte. Der Schellfisch badete sanft darin, das Ergebnis war galaktisch. 17. März 2024 | In unserem Nest, oberhalb des Verlages | Forellen im „Leonardo-Style“ Jetzt lag sie da, die „Jagdausbeute“, die Kirsten bei Jan de Graaf abgeholt hatte.Warum nicht die Erkenntnisse des schwimmenden Garens aus dem Schellfisch-Experiment mit den Bildern verknüpfen, die Leonardo, am Arno sitzend und skizzierend, in meinem Kopf erzeugt hatte? Die Schwierigkeit würde darin bestehen, die vier Fische so auf dem Herd schwimmen zu lassen, wie Leonardo sie seinerzeit beobachtet hatte. Unsere größte Auflaufform schien geeignet. Mit den vorgekochten Kartoffeln, die wir eh für das Püree brauchten, gab ich den Fischen den notwendigen Halt, um aufrecht „im Strom zu stehen“. Dieser besteht aus leichter Gemüsebrühe und ein paar Fäden Safran. Mit der Fantasie, dass es sich um seichtes Gewässer handelte, erschienen die Kartoffeln wie Flusskiesel … und die Dillzweige wie Pflanzen, wie sie in Fließgewässern anzutreffen sind.Nach ca. zehn Minuten habe ich die „Kiesel“ aus dem „Flussausschnitt“ entfernt und mit Milch, einer Tasse „verrücktes Wasser“, etwas Sahne, Butter, Muskat, Salz, Pfeffer und reichlich klein geschnitteWas wäre eine passende Zubereitungsart? Mir kommt das berühmte „Fisch muss schwimmen“ in den Sinn. Damit war ursprünglich gemeint, dass man zu Fischgerichten genügend trinken sollte, um leichter zu verdauen. Horst Lichters Interpretation seinerzeit war sicherlich, dass der Fisch in Butter schwimmen sollte, als er seine Ära als sympathischer Fernsehkoch antrat ;-)Unlängst wanderten ein paar SchellfischFilets quasi als Notkauf in unseren EinkaufsKulinarik40
                                
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