Page 37 - Demo
P. 37


                                    19. April 2022 | Eins, zwei, drei, meins …Ich ersteigere ein Vintage-Weinpaket im Online-Lädchen mit den vier Buchstaben für günstig erscheinende 49,50 Euro. Sechs Flaschen Riesling Spät- und Auslese aus dem Rheingau. Jahrgang 1971 … also gerade mal schlappe 51 Jahre jung ;-) Mai 2022 | Die Ehrfurcht spülts runter … zumindest ein Glas Bei dem Versuch, eine dieser Bouteillen mit meinem Lieblingskorkenzieher zu entkorken, flutscht dieses Naturprodukt in den bräunlich schimmernden Inhalt der antiken Plörre – als die sie sich kurz danach vorstellt. Angesichts der Nasenprobe entpuppt sich der erste Schluck zur Mutprobe. Das Aussehen des Tropfens, im Schein der Kerze, erinnert mich an einen Schwenker mit Cognac.Mit Respekt vor seinem imposanten Alter hänge ich die Messlatte für die Trinkfreudigkeit, angesichts dieser farblichen Nuance, knapp über Erdkrusten-Niveau. Aus diversen Vor-Erfahrungen weiß ich, dass sich die Zielgruppe bei solch gereiften Gewächsen krass zuspitzt. Erst beim begleitenden Stöbern im World Wide Web, zu historischen Ereignissen im Jahre 1971, verwerfe ich den Gedanken, den Ausguss der Spüle mit diesem Wein zu benetzen. Ich nehme eine aufrechte Haltung an und erweise Erich Honecker einen Salut. Dieser erklomm exakt in diesem Jahr den Thron der damaligen DDR. Wusstet Ihr eigentlich, dass Erich 1935 wegen Widerstands gegen den Nationalsozialismus zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde? Ich würde mich nicht als Honni-Fan outen wollen, aber das zollt mir Respekt vor seiner Person ab. Allerdings nicht genug, um mir nachzuschenken. Aber den Rest des Glases leereich mit Anstand und Achtung – wenngleich das bei der braunen Farbe des Weines schon ein wenig bizarr anmutet ;-) Flasche nebst Inhalt wandern in den Kühli. Juni 2022 | Jeder Pott findet seinen Deckel … und jeder Wein sein Gericht Ein lieber Freund hatte sich zum Dinner angesagt. Nach einer langen Abstinenz von Freund und Gericht beschließe ich mein Parade-Rezept zu brutscheln … und zwar ein Coq au Vin. Aber nicht in der klassischen Variante, sprich mit Rotwein … sondern mit Weißwein, und zwar in Form eines Rieslings. Exkurs | Eine Hommage an den deutschen Riesling | Riesling-FreakDurch meine WineScout-Trips ans Kap der guten Hoffnung war mir bewusst, wie sehr uns die internationale Weinwelt um unseren Riesling beneidet – bevorzugt aus dessen Hauptanbaugebieten Rheingau und Mosel. Es gibt wenige südafrikanische Winemaker, die nicht einen Arm oder ein Bein dafür opfern würden, diese Rebsorte in einer ähnlichen Qualität dort unten vinifizieren zu können. Das ist übrigens bei den Franzosen ähnlich. Bei Italienern und Spaniern bin ich mir nicht sicher … dort wird die stolze Nase angesichts der eigenen Weine oftmals so hoch getragen, dass sie beim Blick über den Tellerrand im Wege steht ;-)Beim Niederschreiben dieser Story wird mir deutlich, dass meine Passion für diese Rebsorte so ausgeprägt ist, dass ich mich durchaus als Riesling-Freak bezeichnen darf – wie auch der Suchbegriff „Riesling“ in meiner Facebook-Timeline belegt: www.facebook.com/RolandBuß… zurück zum Coq au Riesling Ein wohlgeratenes Kikok-Hähnchen wanderte in meinen Einkaufskorb, neben Weintrauben und anderen Zutaten, die ich am Abend verarbeiten wollte. Beim Mis en Place, sprich dem Zurechtstellen und der Vorbereitung der Zutaten, fiel mein Blick auf den verbliebenen halben Liter des 71er Rieslings im Kühli. Angesichts seiner noch vorhandenen Restsüße ein idealer Sparringspartner, um den Flattermann im Schmortopf zu umspülen. Kurzum, es war ein kongeniales Gericht, dessen Soße wir mit einem Baguette restlos auftunkten. Ein gutes Gefühl, angesichts der fünf Flaschen aus meinem SchnäppchenKauf, auf die ich künftig zurückgreifen darf. Eure Zeit wird kommen, Jungens … ob im Glase … oder im Topf … das hängt ganz von euch und eurem Geschmack ab ;-) 11. Februar 2022 | Kabeljau-Session | Ein Mann muss tun, was er tun muss … oder … was seine Frau sich wünscht | Fog in the Wok„Ich hätte mal richtig Lust auf einen Kabeljau, wie sie ihn in der Sansibar auf Sylt zubereiten“, so die bittende Bestellung der Gemahlin.Entgegen aller Mythen kochen die dort auch nur mit Wasser … also sollte das kein großes Problem sein. Aus unseren Exkursionen zu diesem Epizentrum der Reichen und Schönen weiß ich, dass Kirsten das Anrichten des Skrei (so nennt man den Winter-Kabeljau) auf Kartoffel-Pü und Sauerkraut meint. By the way drängt sich mir die Frage auf, warum die uns überhaupt dort reinlassen ;-) Sauerkraut stellt keine wirkliche Herausforderung dar, ein anständiges KartoffelPü auch nicht – zumindest nicht für ein Kartoffelkind wie mich ;-) Allein die Zubereitung des Kabeljaus und der Soße erfordert ein wenig Finesse, um dem Gaumen der Gattin gerecht zu werden. Hommage an den deutschen Riesling | Renaissance trifft Gasherd | Und was Leonardo da Vinci mit all dem zu tun hat Kulinarik35
                                
   31   32   33   34   35   36   37   38   39   40   41