Page 38 - Demo
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                                    Aus %u00dcberzeugung%u201eVon etwas weg%u201cEs ist Samstag, 2009 %u2013 ein ganz gew%u00f6hnlicher Tag in einem ganz gew%u00f6hnlichen Baumarkt. In einem der zahllosen Nebeng%u00e4nge, irgendwo zwischen Schrauben, Lampen und Tierfutter, fristen zwei kleine Bildschirme ihr Dasein. Auf Augenh%u00f6he platziert, direkt nebeneinander und unbeachtet von der breiten Masse, flimmern auf Ihnen Filmchen, deren gek%u00fcnstelte Moderatoren-Stimmen verd%u00e4chtig stark an den Teleshopping-Kanal der 90er Jahre erinnern. Ich stehe vor diesen Bildschirmen und schaue zun%u00e4chst auf den linken der beiden Flimmerk%u00e4sten. Das Bild ist etwas gr%u00e4ulich, die Farben der Szenerie etwas dumpf, ganz so als w%u00e4re ein Filter auf der Kamera-Linse aufgebracht.Darauf zu sehen: Ein Heim-Handwerker, welcher den augenscheinlich m%u00fchseligen Versuch wagt, einen Fliesenkleber anzur%u00fchren. Das Aufschneiden des Klebersacks l%u00e4sst ihn erst in einer gigantischen Staubwolke stehen, nur um daraufhin zu zeigen, wie beim Anr%u00fchren die umliegenden W%u00e4nde, seine gesamte Kleidung und zu guter Letzt sein Gesicht von M%u00f6rtelspritzern bedeckt wird.Schnitt.Die n%u00e4chste Szene zeigt den unerm%u00fcdlichen Heim-Handwerker, wie er fluchend und zeternd der Fliesenverlegung Herr zu werden versucht. Der Fliesenboden gleicht einem Schachbrett mit einem Fugenbild, wie man sie aus diesen kleinen optischen Illusionsb%u00fcchern f%u00fcr Kinder kennt, wo die eine Linie dann in die eine Richtung kippt, w%u00e4hrend die vermeintlich parallele Linie das Weite in die entgegengesetzteRichtung sucht. Durch ein Fenster im Hintergrund sind die tristen, grauen, regenschweren Wolken eins typischen Herbsttages zu sehen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und eindeutigem Griff an R%u00fccken und Knie, m%u00fcht er sich in den Stand. Seine Frau, im T%u00fcrrahmen stehend und die H%u00e4nde in die H%u00fcften gestemmt, presst die Lippen aufeinander. Kopfsch%u00fcttelnd macht sie auf dem Absatz kehrt, w%u00e4hrend der Heim-Handwerker mit h%u00e4ngenden Schultern und gequ%u00e4ltem Blick auf das angerichtete Desaster schaut.Mein Blick f%u00e4llt auf den zweiten Flimmerkasten.Zun%u00e4chst irritiert, dann neugierig blicke ich auf die scheinbarselbe R%u00e4umlichkeit, die doch eben noch auf dem anderenBildschirm zu sehen war. Nur, dass das Fenster nun weit offen steht. Ein angenehmer Sonnenschein erhellt den Raum, die im leichten Windhauch wehenden Gardinen sehen so frisch gewaschen aus, dass ich den Duft des Fr%u00fch-Sommers fast riechen kann. Und die Farben! Gestochen scharf, brillant, ges%u00e4ttigt. Auf dem Boden %u2013 der Heim-Handwerker. Eindeutigmit sich und der Welt zufrieden, mit einer Art flexiblem Holzbrett in der Hand und einem gutgelaunten L%u00e4cheln auf den Lippen, geht er seiner Arbeit nach. Reihe f%u00fcr Reihe wird ein Brett nach dem anderen ineinander gesteckt.Schnitt.Die n%u00e4chste Szene zeigt den Heim-Handwerker im T%u00fcrrahmen stehend. Die Daumen seiner H%u00e4nde stecken hochzufrieden im Hosenlatz seiner makellos sauberen Arbeitskleidung, w%u00e4hrend seine Frau ihn seitlich umarmt und sie gemeinsam, ihr Kopf an seiner Schulter lehnend, auf diesen herrlichen, einwandfrei verlegten Boden blicken.Die Geburtsstunde einer Ideeaus der Imagebrosch%u00fcre CERAM.storevon Roland H%u00fcning | Storydesign by Sebastian Thieme36 I Coverstory
                                
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