Page 9 - Pan Februar 2021
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setzung des Konzeptes begleitet. Das war nicht unanstrengend, in einem über 100 Jahre alten, denkmalgeschützten Gebäu- de, welches vorher den Pontonwärtern als Lager und Umkleide gedient hatte.
Mein nächster Break ... ich wollte mei- ne Schwester in Australien besuchen. Da wurde ein komplettes Jahr draus, wo ich um die Welt gezogen bin.
Das haben wir in Blankenese am Strand schon mal angerissen. Diese Auszeit muss- te sein, oder?
Ja. In der Hard-Rock-Phase habe ich zum Teil 20 Stunden am Tag gearbeitet. Ich kannte mittlerweile die Taxifahrer per- sönlich, die mich nachts nach Hause ge- fahren haben. Ich war damals 30, da kann man das energetisch noch auffangen – aber nicht auf Dauer.
Ich hatte mir persönlich bewiesen, dass ich ein solches Projekt realisieren kann, so dass es erfolgreich läuft. Dann war Zeit für etwas Neues. Da kam die Reise ganz ge- legen. Ich hatte Zeit, mich zu durchden- ken, zu mir zurückzufinden. Was will ich eigentlich wirklich?
Wir ging es nach der Weltreise weiter?
Ich kam zurück und habe mir quasi mei- nen eigenen Job geschrieben, naiv wie ich war ... und teilweise heute auch noch bin – was ich allerdings ganz gut finde. Mein Ziel war es, Unternehmen mit meinen Erkenntnisse zu beraten, die ich bislang sammeln durfte – als Selbstständiger.
So einfach war das dann doch nicht. Es war sehr entspannt – ich habe die ersten neun Monate keinen einzigen Auftrag gehabt. Nur durch die Verbindungen, mein Netz- werk, was ich in Hamburg hatte, habe ich mich über Wasser gehalten. Ich habe für andere Berater als Freelancer gearbeitet und mit Freunden Service-Trainings für die Gastronomie durchgeführt. Nebenbei hatte sich mein Fokus weiterentwickelt ... wie entsteht denn eigentlich ein Konzept, was braucht es dafür und was hat der Gast eigentlich damit zu tun? Das war der Grundstein für mein heutiges Treiben.
Wie bekommt man das zeitlich verortet, wann warst du straßen-tauglich?
Wenn du mich so fragst ... eigentlich schon 2013, direkt am Tag meiner Rückkehr nach Hamburg – es hat nur keiner kapiert.
Gelächter macht sich breit, weil er diese Melange aus Selbstüberschätzung und feh- lenden Marketing so sympathisch-ironisch bilanziert.
Nach den ersten eigenen Aufträgen kam dann im Herbst 2014 die Art von Aufträgen, für die ich mich selbstständig gemacht hatte. Dazu gehörte es, TUI-Magic-Life zu beraten. Das war der Moment, wo fühlbar wurde, dass mein Plan funktioniert ... ich krieg die PS auch auf die Straße. Da habe ich über 11⁄2 Jahre dreizehn TUI-Standor- te beraten ... ein komplett neues, globales Konzept aufgestellt. Es galt, alle Touch- Points im F&B-Bereich [Food and Bever- age] unter die Lupe zu nehmen. Über den Buffet-Bereich, die Bar-Karte, den Welco- me-Drink ... alles zu hinterfragen ... alles neu auszurichten ... und den Gast in den Mittelpunkt zu stellen. Was möchte der wirklich?
Das war ein Meilenstein ... für mein Ver- trauen in mich selbst, für meine Visiten- karte in der Branche und ein Booster für das Empfehlungsmarketing in der Gastro- nomie, wo sehr viel über Mundpropagan- da passiert.
Ich bin froh, keine Akquise machen zu müssen. Das ist ein Part, der mir keinen Spaß macht – aber wir reden auch von einem Nischensegment, d.h. die Welt der gastronomischen Berater ist überschau-
bar. Ich bin ganz dankbar, wenn der richti- ge Partner auf mich zukommt.
Nun bist du ja irgendwann in dieser Re- gion, im PLATZHIRSCH-Revier gelandet, wann kam es dazu?
Das muss Ende 2017 gewesen sein. Da stand ich in Hamburg in einem Super- markt und bekam einen Anruf von Bene (Benedikt Kisner, CEO netgo group). Nach 20 Minuten stand fest, dass wir uns näher kennenlernen sollten. Im Frühjahr 2018 bin ich dann zum ersten Mal in Borken bei netgo gewesen. Danach haben wir ge- meinsam das Konzept für das bonfire im netgo-basecamp entwickelt. Wir haben so viel Gefallen an unserer Zusammenarbeit gefunden, dass ich als Gesellschafter in die BONGASTRO GmbH eingestiegen bin.
Dann kam ja relativ schnell mit dem Mahl & Meute im Schloß Raesfeld noch ein zwei- tes Projekt hinzu ...
Das Schloß wurde im Sommer 2018 zum Thema. Der dortige Pächter wollte auf- hören, und Bene war irgendwie fasziniert von der Location.
Mir schwebt eine Interview-Sequenz mit Bene vor, wonach er immer schon mal den Traum von einem eigenen Steakhouse hatte – wobei das eine gelinde Untertreibung wäre. Warst du genauso begeistert von dieser Idee? Nee, gar nicht. Mein Fokus war das bon-
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 Portrait













































































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