Page 57 - Pan Februar 2021
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Der jetzige Lockdown ist nur noch eine triste Endlosschleife, aus der wir alle schnellstmög- lich entkommen möchten. Seit den ersten Meldungen über eine neuartige Infektion hat das Virus eine beeindruckende Welttournee hingelegt, beglei- tet von dramatischen Eingriffen in das öffentliche und private Leben. Die Pandemie teilt die Gegenwart in ein „Vorher“ und ein „Nachher“, wobei das „Nachher“ noch immer außer- ordentlich unscharf bleibt. Seit klar ist, dass der Lockdown sich verlängert, vorerst bis zum 14. Februar, aber vermutlich darü- ber hinaus ins Unbestimmte, so wie es derzeit scheint, können wir alle verstehen, deren per- sönlicher Vorrat an Hoffnung und Lebensfreude demnächst aufgebraucht sein könnte. Doch keine Sorge: Wir wollen hier weder die vergangenen Monate resümieren, denn die sind uns allen garantiert noch gleichermaßen präsent, noch negative Gedanken verbreiten. Stattdessen möchten wir euch einladen, gemeinsam nach vorn zu blicken. Auf Chancen, Möglichkeiten, Freudiges.
Im Grund genommen hat das Virus uns alle im Griff, auch wenn es uns nicht in- fiziert hat. Auch ich als Studentin und wir als Verlag müssen uns ganz neu or- ganisieren. Auch die soziale Distanz ist ein Problem, wodurch der Austausch und der kreative Prozess mit unseren Kunden und Partnern erschwert wird. Verglichen mit den Schwierigkeiten von Menschen aus der Gastronomie, aus dem Einzelhandel oder aus dem Kulturbe- reich mag das ein zu vernachlässigender Umstand sein. Wer tagsüber in der In- nenstadt samt neuerdings verpflichtend FFP2-Maske statt bunter Stoffmaske unterwegs ist, vorbei an den geschlosse- nen Ladenfassaden, wähnt sich in einer Art andauernder Feiertage. Nur dass es nichts zu feiern gibt, außer einer Ruhe, die trügerisch ist. Während die Medien nahezu täglich mit Sondersendungen dem Virus und seinen Folgen nachjagen, zweifelt so mancher, ob es wirklich all dieser Worte bedarf, um der Pandemie Herr zu werden.
Schließlich stellt uns das Leben immer wieder vor herausfordernde Aufgaben und es ist müßig zu fragen, wieso sie überhaupt passieren. Dies gilt besonders in der aktuellen Krisensituation, für die wir aber alle nicht verantwortlich sind. Es ist jedoch unsere freie Entscheidung, wie wir darauf reagieren wollen. Wichtig ist, die aktuellen Gegebenheiten so zu akzeptieren, wie sie sind, um dann das Beste aus ihnen zu machen. Wir befinden uns zurzeit alle in der gleichen Situation, aber haben doch sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen: Die einen, ohne Familie und Partner, sind zurzeit inten- siv mit dem Alleinsein konfrontiert und verlieren sich vielleicht in der Arbeit.
Menschen mit Vorerkrankungen sor- gen sich um ihre bedrohte Gesundheit, andere stehen nun wirtschaftlich exis- tenziellen Ängsten gegenüber und El- tern sind oft auf engstem Raum Lehrer, Motivator, Erzieher, Entertainer, Koch und Haushälter sowie Geldverdiener zugleich. Wir müssen uns auf das fokus- sieren, was trotz der Einschränkungen individuell möglich ist und uns an neuen Wegen und Ideen versuchen, um best- möglich mit der Lage auszukommen. Zwar sind derzeit weiterhin alle Schulen geschlossen, und dennoch lernen wir alle täglich dazu, denn wir sind ein Volk von Hobbyvirologen geworden.
Der Stammtisch, inzwischen natürlich auch digital, debattiert nicht mehr über Fußballergebnisse, sondern über Inzi- denzzahlen und Virusmutationen und kennt sich bei gentechnischen Impfstof- fen aus. Wir lernen auch in den Familien, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis, denn wir stellen fest, dass es sehr un- terschiedlich ausgeprägte Sicherheits- bedürfnisse gibt. Da gibt es die Über- vorsichtigen, die meistens selbst schon Corona-Erfahrungen im engen Umfeld gemacht haben, über die Regeltreuen, die sich an die offiziellen Regeln halten und sich nur wohl überlegte Ausnahmen er- lauben, bis hin zu den Sorglosen, die sich unverwundbar fühlen und bereits resi- gniert haben. Das kennen wir auch aus anderen Zusammenhängen. Während dem einem kühl ist, findet der andere den Raum überheizt und während der eine sich beim Anblick eines geschlossenen Fensters kurz vor einem Erstickungstod wähnt, glaubt ein anderer, es drohten schon bei jedem kleinsten Fensterspalt eiszeitliche Verhältnisse. ➤
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  Lebensart
Ich bin Laura, 26 Jahre,
absolviere derzeit mein Masterstudium in Kommunikationsmanagement und arbeite nun schon seit einigen Jahren als Redakteurin für den Mü12 Verlag.


























































































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