Page 72 - Demo
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                                    Überhaupt biete das Ritual des Leichenschmauses viel Luft nach oben. Ein letztes gemeinsames Mahl. Warum nicht die Lieblingsspeise des Verstorbenen servieren, statt gedankenlosen Streuselkuchen „von der Stange der Gewohnheiten“. Das hätte den Vorteil, dass die oder der Verblichene an der Tafel noch präsent und unter uns sei. Der kluge Tote baue schon zu Lebzeiten vor. So habe der schillernde Modedesigner Rudolph Moshammer Obdachlose zu seiner Beerdigung eingeladen, wo dann Leberkäs, Kartoffelsalat und Weißbier aufgetischt wurden. Dieses Kapitel entwickelt regelrecht einen Geschmack aufs Abschiednehmen – irgendwann mal. Okay … ich lege mich fest … Coq au vin wird es geben ;-) Dazu einen Châteauneuf-du-Pape von Jean-Marie Royer oder einen Arrogant Frog von JeanClaude Mas – je nach Andrang und Anzahl der verkauften Tickets ;-) Noch ein Gedanke, ich habe vor einigen Jahren damit begonnen, Geburts- und Sterbedaten von Charakteren in meinem Kalender auf dem iPhone zu „meißeln“. So finden sich dort die Daten von Paul Bocuse, Karl Lagerfeld, Leonardo da Vinci … um nur einige zu nennen. Menschen, die uns / mich inspiriert haben … derer wir an dem jeweiligen Tag gedenken ... mit einem Glas Wein, einem passenden Gericht oder in anderer Form. Auch die Erinnerungskultur und die Dankbarkeit sind Facetten der Großzügigkeit.Apropos Dankbarkeit … es ist an der Zeit, Susanne Kippenberger DANKE zu sagen und dies gerne mit konkretem Bezug auf dieses grandiose Buch: • mit dem Weißwein „Wie im Flug“ | Bezug: Seite 170 • mit einer Packung Streichhölzer, beklebt mit einem meiner Fotos aus einer Streetphoto-Session/inkl. 50 Momente des Erinnerns ;-) | Bezug: Seite 181• mit ihrem Lieblings-Parfüm „Le Bain“, was sie so selten geschenkt bekommt | Bezug: Seite 185Und zum nächsten Buch, liebe Susanne, gibt es (endlich) eine Uhr ;-) | Bezug: Seite 181 Dem Impuls, Bücher zu verschenken, gehe ich schon seit Jahren nach. Mehrmals habe ich Michael Endes „Momo“ verschenkt – mit dessen zentraler Botschaft „Zuhören“. Ganz lieben Dank für deinen Hinweis auf „Leb wohl, lieber Dachs“ (Seite 175). Wann immer es sich anbietet, werden wir ein Exemplar zum Trost verschenken. Dieses Buch ist ein Quell der Inspiration, mit vielen Parallelen zum Andocken. Warum nicht den „Traumfänger“ unseres Künstlerfreundes Norbert Then zu einer Hochzeit verschenken? Oder einen analogen Plattenspieler mit einer Selektion LPs, ein passendes Gemälde?Guten Freunden Selbstgemachtes mitzubringen, wie eingelegten Ziegenkäse oder eine anständige Scheibe hausgemachter Foie Gras. Den Hausgästen Nichtaufgefuttertes vom „überbewirteten Hauptgang“ in Einmachgläsern mitzugeben … es gibt so mannigfaltige Möglichkeiten, großzügig zu sein. Bedanken möchte ich mich auch bei meinem Freund Johannes Warth – dem Ermutiger, Johannes Warthder den Anstoß dafür gab, noch tiefer in das Thema Großzügigkeit einzutauchen. Das Buch von Susanne K. ist auf dem Weg zu Dir, während der 61er Port hier auf dich wartet ;-)Vita Susanne Kippenberger Journalistin | Buchautorin1957 in Dortmund geboren | In Essen aufgewachsen | Seit 1989 Journalistin beim Tagesspiegel | Wohnort: Berlin | Ausgezeichnet mit mehreren Journalistenpreisen | 2021: Deutscher Reporter:innenpreis in der Kategorie Bestes Interview – Was bleibt von den Ertrunkenen LesensWertes70
                                
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