Page 71 - Pan Februar 2021
P. 71

Prinzipiell müssen Kaninchen zweimal täglich mit Frischfutter versorgt wer- den. Zur Fütterungszeit lassen sich die oft scheuen Tiere am besten beobachten. Kommen die Langohren aufgeweckt zum Futterplatz gehoppelt oder bleibt eines der Tiere zurück und verkriecht sich? Tiere, die sich von der Gruppe lösen, sollten sofort einem Gesundheitscheck unter- zogen werden. Hierzu gehören auch das regelmäßige Wiegen und die Dokumenta- tion des Körpergewichts. Vorsichtig lässt sich der Patient aufheben, genau anschau- en und abtasten. Wie sieht das Fell aus? Gibt es kahle Stellen oder Krusten? Kleine- re Verletzungen können gleich gesäubert, desinfiziert und dann beobachtet werden. Größere Wunden erfordern das Knowhow einer Tierärztin oder eines Tierarztes. Begutachten Sie auch die Körperöffnungen des Patienten. Ist der Po kot- oder urin- verschmutzt? Gerade im Sommer setzen Fliegen gerne ihre Eier an Wunden oder nässende Haut. Hier entsteht dann der gefürchtete Madenbefall, der unbehandelt schnell tödlich endet. In so einem Fall müs- sen die Maden schnell abgesammelt und das Tier notfallmäßig in der Sprechstunde vorgestellt werden.
Vielleicht gelingt es Ihnen sogar zuhau- se die Körpertemperatur zu messen. Diese sollte zwischen 38 und 39,5 °C liegen. Eine niedrigere Temperatur kann auf ein Schockgeschehen hinweisen und dem Patienten muss mit einem Wärmekissen oder einer Rotlichtlampe vorsichtig Wärme zugeführt werden. Zu hohe Temperatu- ren entstehen im Falle einer fieberhaften Infektion oder eines Hitzschlags. Ein küh- lerer Ort kann hier Linderung verschaffen. Allerdings sind Über- als auch Untertem- peratur Krankheitsanzeichen, deren Ursa- che in einer Tierarztpraxis eingeschätzt werden müssen. Da es Ihnen aufgrund der Empfindlichkeit Ihrer Langohren täglich passieren kann, die tierärztliche Sprech- stunde aufsuchen zu müssen, sollten die Transportbox, der Impfpass, die Gewichts- kurve und die Adresse einer fachkundi-
liegen. Wie sieht der Kot aus? Das ist eine beliebte Frage in der Heimtiersprechstun- de. Sichern sie schon mal zu Hause den Kot des erkrankten Tieres und bewahren die Probe in einem kleinen Gefäß auf. Gelingt es Ihnen auch, von Ihrem Schützling eine Urinprobe in einer Spritze aufzunehmen? Hierzu setzen Sie das Tier in eine saubere Plastikschale und versorgen es mit Was- ser und Grünfutter. Setzt das Tier Harn in der Schale ab, kann gleich eine Probe der Hinterlassenschaft in einer Spritze aufge- nommen werden. Übrigens geben Urin- untersuchungen wertvolle Hinweise auf Stoffwechselprobleme, Nierenerkrankun- gen oder Blasenentzündungen.
Wie schaut es mit dem Fressverhalten aus? Will Ihr Tier fressen und kann kein Futter aufnehmen oder zeigt es gar kein Interes- se am Futter? Auch eine gestörte Futter- aufnahme ist ein absoluter Notfall in der Kaninchenhaltung. Da Kaninchen einen Stopfmagen haben, kommt bei mangeln- der Futteraufnahme der Weitertransport des Nahrungsbreis zum Erliegen. Fehlgä- rungen, Aufgasungen und folglich lebens- bedrohliche Zustände können aus der Inappetenz entstehen. Aus diesem Grund wissen erfahrene Kaninchenhalter, dass im Falle einer gestörten Futteraufnah- me Kaninchen schnell mit Brei versorgt werden müssen. Zu diesem Zweck gibt es entsprechende Pulver zum Anrühren. Notfalls können auch Pellets des Fertig-
futters zerstoßen und schon daheim mit einer Spritze eingegeben werden. Nicht zuletzt sind Patienten, die zu Gasbildung im Magen-Darm-Trakt neigen, mit Präparaten zur Entgasung zu versorgen.
Besprechen Sie das medizinische Vorgehen gerne in der tierärztlichen Sprechstun- de. Ich bin oft überrascht, wie fachkom- petent die Kaninchenbesitzer in meiner Sprechstunde sind und berate mich gerne über medizinische Erste-Hilfe-Maßnah- men mit ihnen. Inzwischen gibt es einige wertvolle Präparate, die Sie neben Waage, Thermometer, Pipetten, Spritzen und einem milden Desinfektionsmittel in der Hausapotheke für Ihre Kaninchenfamilie bevorraten können. Nicht zuletzt brau- chen diese sensiblen Wesen neben der guten medizinischen Versorgung die Sonne im Fell, Wind zwischen den Ohren, einen Boden zum Buddeln, immer frisches Heu zwischen den Zähnen und neben einem Artgenossen mindestens einen fürsorg- lichen Zweibeiner, der sich stets um das Wohl der empfindlichen Fellnasen sorgt.
Im Sinne aller Langohren, die auch die Möglichkeit des Freigangs haben, freue ich mich auf den herannahenden Frühling und locke mit meinem nächsten Thema in der Märzausgabe „Autsch! – Auch Tiere haben Schmerzen.“
Ihre Dr. Simone Möllenbeck
gen Praxis oder
Klinik
stets
griff bereit
71
  HOVESATH 7 · RHEDE TEL.: 0 28 72 / 80 33 44
MOBIL: 0151 / 569 64 364
WWW.RHEDE-TIERARZT.DE
  Vital


















































































   69   70   71   72   73